Donnerstag, 26. Januar 2012

Armut die stinkt

Vielen lieben Dank Judy, dass ich mich hier verewigen darf. Ich werde mein Bestes geben deinen Blog mit meinem Beitrag zu bereichern. Ich möchte versuchen deine Leser nicht zu verstoßen und ich möchte versuchen meinen Wörtern Gewicht zu verleihen.

Gastbeitrag von Benjamin

Es gibt Dinge im Leben die möchte man kein zweites Mal tun. Es gibt Reisen die sollten nie enden. Jeden Mittwoch treffen beide Bauchgefühle aufeinander. Vier verschiedene Jeepneys brauche ich um zum Mango Tree House. Einer führt mich durch Payatas. Was ich dort sehe, fühle und vor allem rieche, wird mich ein Leben lang begleiten.

Payatas oder Tondo, so heißen Manilas Schattenseiten. 25% der philippinischen Bevölkerung lebt in Armut, das sind rund 23 Millionen Menschen. In Manila leben 18 Millionen, so genau weiß das aber keiner. 25% davon sind 4,5 Millionen Menschen die unter der Armutsgrenze leben. Doch es sind mehr, viel mehr! Manila hat seine Anziehungskraft, besonders für die Landbevölkerung, die nach mehr strebt als ein Leben lang Reis zu ernten. In der Hoffnung auf ein besseres Leben zieht es viele mit ihrem letzten Hab und Gut in die Stadt. So entstehen mitten in Manila Viertel wie Payatas oder Tondo. Beides sind Slums, dump sites. 18 Millionen Menschen erzeugen Müll, viel Müll. Jede Nacht schwärmen hunderte LKWs von beiden Vierteln aus los, um den Dreck der Einwohner zu beseitigen. Dieser landet auf den Smokey Mountains, den Müllbergen Manilas. Auch sie erzählen eine Geschichte Manilas, die erzählt werden will.

Smokey Mountain 1 steht in Tondo und ist nur noch ein mit Grün bewachsener Berg direkt am Manila Hafen. Um Smokey Mountain 2 leben 1.300 Familien in bitterer Armut. Nummer 3 und 4 stehen in Payatas, einem Stadtviertel etwas außerhalb und so groß wie eine Kleinstadt. In beiden Vierteln wird Müll wieder zu Geld gemacht. Photos zu machen ist nicht erlaubt und auch die bloße Anwesenheit ist gefährlich. Landen die LKW Ladungen auf dem Smokey Mountain, strömen Menschen heran um Wiederverwehrtbares einzusammeln. Sie schuften 12 bis 14 Stunden bei 30 / 40°C und brennenden Sonnenstrahlen. Als brauchbar gilt Kunststoff und Metall. Es wird gebündelt in Junkshops als Recycling weiterverkauft. Verdienst pro Kilo: Plastik 15 Peso (1 EUR = 56 Peso), Papier 5 Peso, Metall 45 Peso und Glas 1 Peso. So ist klar worum gekämpft wird, sobald die LKW Ladung abgekippt ist. Der Tageslohn liegt bei 100 Peso, manchmal etwas darüber. Das ist die Grenze in der Armut lebt und Hoffnung stirbt. Wenn Essensreste die das „reiche“ Manila in den Müll wirft, wiederverpackt und wiederverkocht als „Pag pag“ noch 20 Peso kosten, im Schnitt 4 Kinder ernährt werden müssen und Strom die Nacht (!) 50 Peso kostet.

Mit dem Jeepney begebe ich mich allwöchentlich auf die Reise durch Payatas. Jede Fahrt beherbergt ein kleines Abenteuer. Jede ist anders und doch verliert das Auge über die Zeit das Maß. Dann verschwimmen die Verhältnisse und man nimmt arm nicht mehr als arm wahr. Es ist als brauche das Auge jedes Mal einen noch größeren Schock um nicht abzustumpfen. Aber eines bleibt und das ist der Gestank, erzeugt von Tonnen an Müll. Dieser lässt wieder unterscheiden was Armut ist, wenn das Auge versagt.







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